FAQ zum Beweidungsprojekt auf der Sophienhöhe

Stand 28. Juni 2024

Projektpartner 

Q: Wer ist an dem Projekt alles beteiligt?
A: Die Projektleitung übernimmt die Forschungsstelle Rekultivierung. Sie ist außerdem für das Bio-Monitoring zuständig. FREE Nature als Projektpartner ist eine Stiftung aus den Niederlanden, die naturnahe Großbeweidungsprojekte in ganz Europa erfolgreich durchführt. Hierbei können wir auf das Wissen und die Erfahrungen aus über 25 Jahren zurückgreifen. Ebenso ist die NEULAND HAMBACH GmbH Projektpartner, die die Interessen der Kommunen rund um den Tagebau Hambach vertritt.

Q: Wem gehören die Tiere?
A: FREE Nature ist Halter und Eigentümer der Tiere und somit auch für das Tierwohl verantwortlich. Gleichzeitig beraten sie uns beim Herdenmanagement.

Q: Was ist die Rolle der Naturschutzverbände?
A: Die Umweltverbände sind auf lokaler Ebene in Kenntnis über das Projekt und beobachten dessen Fortschritt. An den Tieren und ihrer Versorgung sind sie nicht beteiligt. Die Negativbeispiele von Projekten der Vergangenheit sind uns bekannt. In unserer Planung des Projekts wurden sie entsprechend mitberücksichtigt. Das Tierwohl hat höchste Priorität. 

Ziele der Beweidung

Biodiversität und (Halb-) Offenland

Q: Warum wollen Sie auf der Sophienhöhe Wildpferde ansiedeln?
A: Wir wollen die Biodiversität gem. RWE-Biodiversitätsstrategie fördern und gleichzeitig die sanfte Inwertsetzung der Sophienhöhe vorantreiben. Hiermit geht auch eine touristische Inwertsetzung einher. Die Wildpferde leisten demnach einen Beitrag zum Natur- und Artenschutz und sind gleichzeitig ein Anziehungspunkt für den sanften Tourismus. Damit kann die Akzeptanz unserer hochwertigen Rekultivierung in der Region noch weiter gesteigert werden.

Q: Inwieweit können die Tiere einen Beitrag zum Artenschutz und der Biodiversität in der Rekultivierung leisten?
A: Die Beweidung kann einen großen Beitrag  für den Natur- und Artenschutz leisten, weil die heute schon vorhandenen sehr artenreichen Halboffenlandflächen nachhaltig und natürlich in ihrer Struktur erhalten bleiben. Durch die Tiere werden zusätzlich weitere Insekten wie Schwebfliegen und Laufkäfer angezogen und somit die Artenvielfalt noch weiter erhöht.

Q: Planen Sie auch, diese positiven Effekte im Rahmen des Pilotprojektes zu monitoren?
A: Die Forschungsstelle Rekultivierung führt in Zusammenarbeit mit den Biologischen Stationen der Region und renommierten Fachleuten ein sehr umfangreiches Bio-monitoring zur Vegetation, Laufkäfern, Wildbienen, Faltern und Amphibien durch. Dieses wird von den anerkannten lokalen Naturschutzverbänden (BUND, LNU) fachlich begleitet.

Pilotprojekt

Q: Was sind die Ziele des Pilotprojektes und wie lange soll es laufen?
A: Ziel ist die Einführung einer Großbeweidung auf der Sophienhöhe. Hierzu soll im Pilotprojekt die Machbarkeit in der Praxis überprüft werden. Bei Erfolg wird eine Ausweitung der Beweidungsfläche von derzeit rund 25 ha mittel- bis langfristig auf bis zu 520 ha in Betracht gezogen: Hierbei werden temporär auch Teilflächen der Seeböschungen in der Phase der Zwischennutzung während der Seebefüllung herangezogen.

Q: Was wären bei einem erfolgreichen Abschluss der Pilotphase die nächsten Schritte?
A: Sollte das Pilotprojekt Erfolg haben, wollen wir in Zukunft und mit Fortschritt der noch ausstehenden Rekultivierung sukzessive neue Teilflächen insbesondere des Offenlandes, des Halboffenlandes und der natürlichen Sukzession der Beweidung zuführen. Die Beweidungsfläche soll sich dann mit der Erweiterung der Goldenen Aue bis in die Randbereiche des Tagebausees erstrecken.

Q: Was sind die Besonderheiten der nun ausgewählten Fläche und warum haben Sie sich dafür entschieden?
A: Es handelt sich bei der ausgewählten Fläche heute bereits um ein sehr arten- und strukturreiches Biotop mit Wiesen und Gewässern, welches als Offenland vorgesehen ist und daher ohnehin regelmäßig gepflegt werden muss. Zudem schließt die Pilotfläche mittelbar an weitere Offenlandflächen in Richtung Tagebausee an und ermöglicht somit eine Ausweitung des Projektes mit dem Fortschritt der Rekultivierung.

Infrastruktur

Q: Welche Infrastruktur wurde für das Beweidungsprojekt errichtet?
A: Die Fläche ist durch einen elektrifizierten Weidezaun eingezäunt und über Eingangstore bzw. Viehgitter für die erholungssuchende Bevölkerung zugänglich. An diesen Eingangstoren sowie an den Informationsschildern im Gebiet sind Verhaltensregeln (nicht füttern, nicht anfassen, auf den Wegen bleiben, angeleinte Hunde) gegenüber den Tieren für die Besucher gut sichtbar angebracht.

Q: Ist der Zaun ein Hindernis für andere wildlebende Tiere?
A: Die Zäune sind für alle Tiere durchlässig. Auch für Reh-, Dam- und Schwarzwild.

Q: Was passiert, wenn der Zaun kaputt geht und die Tiere ausreißen?
A: Durch regelmäßige Wartung werden wir darauf achten, dass der Zaun keine Schwachstellen bekommt und nicht kaputt geht. Sollte es doch einmal zu dem Fall kommen, dass Tiere ausreißen, werden wir diese zusammen mit den Experten von FREE Nature wieder einfangen. Zusätzlich können Besucher über eine Notrufnummer mögliche Beschädigungen melden.

Q: Gibt es auch einen mobilen Fangstand?
A: Ein temporäres Gehege (Fangstand) zum Einfangen der Tiere für eventuelle tierärztliche Kontrollen wird bei Bedarf auf- und abgebaut.

Q: Wie sieht es mit dem Wolf aus?
A: Es gibt keine Wolfpopulation auf der Sophienhöhe. Sollten zukünftig eingewanderte Wölfe sich in dem Gebiet dauerhaft etablieren, stützen wir uns auf die Erfahrungen unseres Projektpartners FREE Nature. Diese Erfahrungen belegen, dass Konikpferde aufgrund ihres ausgeprägten Herden- sowie ihres wehrhaften Verhaltens sehr abschreckend auf Wölfe wirken. Aus Gebieten, in denen Koniks gehalten werden mit einer etablierten Wolfspopulation (z.B. Osteuropa), ist eine solche Problematik sehr klein. Des Weiteren bietet die hohe Wildpopulation (Reh-, Dam- und Muffelwild) ein ausreichendes Nahrungsvorkommen für Wölfe, so dass die Pferde potentiell nicht attraktiv sind.

Q: Wie stehen Sie zum Thema „Waldbeweidung“?
A: Zunächst verfolgen wir mit der Beweidung das Ziel, die in der Rekultivierung geplanten (Halb-) Offenlandflächen langfristig von aufwachsenden Gehölzen freizuhalten. Dies dient der Flächenpflege, dem Artenschutz und der Biodiversität. Eine mögliche Ausweitung der Beweidung auf Waldflächen kann bei Bedarf zu einem späteren Zeitpunkt geprüft werden, wenn das Pilotprojekt sich als Erfolg herausstellt. Dabei werden natürlich auch die Belange der Forstwirtschaft berücksichtigt.

Pferde

Q: Handelt es sich bei den Pferden um echte Wildpferde?
A: Die Pferde, die hier bei uns auf der Beweidungsfläche leben, sind sogenannte Konik-Pferde. Es handelt sich dabei um eine Ponyrasse aus dem mittel- und osteuropäischen Raum. Konik-Pferde sind eine den Wildpferden sehr ähnliche Rasse und sie zeichnen sich dadurch aus, dass sie sehr robust sind. Somit sind sie für das Beweidungsprojekt gut geeignet. Unsere Konik-Pferde stammen aus anderen Beweidungsprojekten aus Europa (insbesondere den Niederlanden) und sie sind dort in einer Herde von Wildpferden geboren sowie aufgewachsen.

Q: Bleiben die Tiere das ganze Jahr über draußen?
A: Die Tiere bleiben ganzjährig auf der Beweidungsfläche. Für kalte Wintertage beinhaltet die Fläche ein Waldstück, in dem die Tiere Unterschlupf finden. Des Weiteren befinden sich Wasserstellen und ausreichend Grasland auf der Fläche, so dass die Tiere gut versorgt sind.
Nur in schneereichen und eisigen Winterperioden ist eventuell ein Zufüttern und Tränken erforderlich, das dann natürlich von uns übernommen wird.

Q: Was passiert, wenn ein Tier einmal krank wird?
A: Die Tiere werden von uns regelmäßig vor Ort beobachtet. Des Weiteren ist die Fläche rund um die Uhr kameraüberwacht. Sollte sich ein Tier auffällig verhalten und es Anzeichen für eine Erkrankung oder Verletzung geben, wird das Tier umgehend durch einen Tierarzt untersucht. Der Tierarzt steht mit seiner Praxis sowie dem Notdienst 24/7 für Notfälle zur Verfügung. Das Amt für Veterinärwesen des Kreis Düren ist seit einem sehr frühen Planungsstadium an dem Projekt beteiligt und wir stehen mit den Beteiligten im regelmäßigen Austausch vor Ort.

Q: Wie sieht es mit Hufpflege aus?
A: Nach Erfahrungen der Experten sollen sich die Hufen wie in der Natur durch die unterschiedlichen Bodenbeschaffenheiten von selbst abnutzen. Im Einzelfall kann hier aber durch Hufpflege nachgesteuert werden. Im Gegensatz zu Hauspferden, die sich im Laufe des Tages deutlich weniger bewegen, ist eine Hufpflege alle 6 Wochen nicht notwendig.

Q: Was passiert, wenn die Tiere sich vermehren und es zu viele Tiere für die Fläche werden?
A: Durch die Kooperation mit FREE Nature haben wir immer die Möglichkeit, Tiere auf andere Projektflächen zu bringen. In diesem Kontext wird ohnehin ein regelmäßiger Austausch der Tiere angestrebt, um Inzucht zu vermeiden.

Q: Wie wird mit dem Thema von potentiell giftigen Pflanzen auf der Weidefläche umgegangen?
A: Das Thema der teilweise dichten Lupinenbestände wurde im Vorfeld mit unserem Projektpartner FREE Nature und der Biologin Dr. Hettie Meertens von Ark nature besprochen. Nach Erfahrung der Experten geht kein Risiko für die Tiere aus. Gründe sind die sehr hohen alternativen Nahrungsangebote. Ebenfalls meiden Tiere instinktiv Giftpflanzen. Fohlen lernen bereits sehr früh von der Mutter, welche Pflanzen essbar und welche zu meiden sind. Aus den Gebieten unseres Projektpartners in den Niederlanden kommen auch für Pferde potenziell giftige Pflanzen vor. Diese werden dort auch gemieden. Des Weiteren wird ein botanisches Monitoring zum Fressverhalten der Pferde durchgeführt, das heißt, es wird genauestens notiert, welche Pflanzen die Pferde fressen. Bereits im letzten Jahr wurde die Vegetation der Goldenen Aue auf die Eignung für Rinder und Pferde im Rahmen der Machbarkeitsstudie geprüft. Hierbei wurde die aufwachsende Vegetation als geeignet eingestuft, eine dauerhafte Beweidung umzusetzen. Die Annahme hat sich in diesem Jahr nicht geändert.

Q: Warum werden Konikpferde eingesetzt und keine anderen Tiere?
A: Konikpferde sind den Dülmener Pferden sehr ähnlich. Unsere Tiere gehören der Stiftung FREE Nature, die vorwiegend mit Konikpferden arbeitet und daher auch in diesem Projekt eingesetzt werden. Allgemein wurde festgestellt, dass sich die Pilotfläche des Beweidungsprojekts auf der Goldenen Aue für Rinder und Pferde eignet. Aufgrund der beschränkten Flächengröße des Pilotprojekts wird zu Beginn aber nur mit einer Art gearbeitet. Rinder und Pferde sind soziale Tiere, die eine gewisse Herdengröße brauchen, um artgerecht leben zu können. Mit beiden Arten gleichzeitig auf der Fläche könnten diese Herdengrößen nicht erreicht werden. Mit einer potenziell mittel- bis langfristigen Erweiterung der Flächen entsteht die Möglichkeit, dass Herden beider Tierarten nebeneinander leben.
Das Beweidungsprojekt wird mit Konikpferden begonnen, da die zur Verfügung stehende Fläche für eine kleine naturnahe Herde Koniks ausreicht. Bei Rindern müsste die Herde weiter verkleinert werden. Konik Pferde sind sehr robust gegen Krankheiten und weisen eine hohe Selbstständigkeit bei Geburten auf. Zudem haben Wildpferde eine hohe touristische Attraktivität.

Genehmigungssituation

Q: Liegt eine Genehmigung für die Beweidung vor?
A: Die Beweidung findet auf forstlich rekultivierten Flächen des Tagebaus Hambach statt. Die Ziele der Wiedernutzbarmachung für diese Flächen sind über den Braunkohlenplan festgelegt und den Abschlussbetriebsplan zugelassen. Eine separate Genehmigung für Haltung der Tiere ist nicht erforderlich. Die Beweidung ist aber auch im überarbeiteten Braunkohlenplan bereits vorgesehen. Außerdem wird die Beweidungsfläche als gemeinsames Ziel der Anrainerkommunen zur Entwicklung der Tagebaufolgelandschaft im Rahmenplan der NEULAND HAMBACH GmbH ausgewiesen.
Unabhängig davon haben wir uns im Vorfeld mit der Bergbehörde, dem Veterinärsamt des Kreises Düren, der zuständigen Unteren Naturschutzbehörde und Vertretern der Land- und Forstwirtschaft über Realisierung des Projektes abgestimmt.