Auf Grundlage der allgemeinen RWE-Biodiversitätsrichtlinie und der Empfehlungen der IUCN wurde von der RWE Power AG im Jahr 2018 eine Biodiversitätsstrategie für das Rheinische Braunkohlenrevier (BioDiS) konzipiert und eingeführt. Dieser strategische Ansatz ist notwendig, um neben der rechtlich gebotenen Minderung der Folgen der Tagebaubetriebe für die Biodiversität die sich darüber hinaus ergebenden Chancen zur freiwilligen Verbesserung der Biodiversität zu erkennen und zu nutzen. Die Strategie greift insbesondere für die aktive Rekultivierung der Tagebaue Inden, Hambach und Garzweiler sowie für die Artenschutzflächen Hambach. Verantwortlich für die Umsetzung der RWE-Biodiversitätsstrategie für das Rheinische Braunkohlenrevier (BioDiS) ist bei der RWE Power die Sparte Entwicklung Braunkohle in Zusammenarbeit mit der Forschungsstelle Rekultivierung.
Methodische Umsetzung der BioDiS
Bei der praktischen Umsetzung der BioDiS geht es darum, konkrete Maßnahmen zur Förderung der Biodiversität in der Rekultivierung und auf den Artenschutzflächen zu entwickeln und umzusetzen. Die Maßnahmen werden von den Bedürfnissen speziell ausgewählter Zielarten abgeleitet. Diese Zielarten stehen stellvertretend für schützenswerte Lebensgemeinschaften (Biozönosen) und sind ökologisch so extrem anspruchsvoll, dass sie die Habitatansprüche vieler anderer Arten repräsentieren. Wo sich die Zielart wohlfühlt, sind gleich viele andere Tier- und Pflanzenarten heimisch. Durch den Schutz und die Förderung einer Zielart wird demnach ein großer Mitnahmeeffekt für andere Organismen erzielt.
Für die Handlungsfelder Wald, Offenland und Gewässer wurden je vier Zielarten definiert, die durch ihre Habitatansprüche verschiedene Lebensraumtypen der Handlungsfelder repräsentieren. Zusätzlich wurde für jedes Handlungsfeld eine Zielart oder Zielartengruppe festgelegt, die durch ihre Habitatansprüche den gesamten Lebensraum abbilden.
Um die Qualität der Maßnahmen und die Entwicklung der Zielarten zu kontrollieren, werden sowohl Art- als auch Maßnahmenmonitorings durchgeführt. Anhand der Ergebnisse kann die Wirksamkeit der umgesetzten Maßnahmen bewertet und – wenn nötig – Änderungen vorgenommen werden. Dabei arbeiten wir eng mit verschiedenen Projektpartnern aus der Region zusammen. Die gewonnenen wissenschaftlichen Erkenntnisse werden in jährlichen ausführlichen Berichten zusammengefasst und durch Vorträge, Veröffentlichungen und Führungen einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Das Handlungsfeld Offenland ist in den Gesamtraum Offenland sowie vier verschiedene Lebensräume unterteilt, für die entsprechende Zielarten oder -gruppen definiert wurden.
Das Handlungsfeld Gewässer ist in den Gesamtraum Gewässer sowie vier verschiedene Lebensräume unterteilt, für die entsprechende Zielarten oder -gruppen definiert wurden.
Das Handlungsfeld Wald ist in den Gesamtraum Wald sowie vier verschiedene Lebensräume unterteilt, für die entsprechende Zielarten oder -gruppen definiert wurden.
Leitziele
Es wurden die folgenden zehn Biodiversitätsleitziele für die Rekultivierung festgelegt:
- Zur Sicherung von lebensnotwendigen Ökosystemdienstleistungen und der nachhaltigen Nutzungsfähigkeit der Naturgüter wird ein leistungs- und funktionsfähiger Naturhaushalt wiederhergestellt.
- Zur Nachvollziehbarkeit und langfristigen Dokumentation werden erhobene Daten katalogisiert, aufgearbeitet und archiviert (Biodiversitätsarchiv).
- In der forstlichen Rekultivierung wird die naturnahe Waldentwicklung mit typisch ausgebildeten Lebensgemeinschaften angestrebt (vor allem von Buchen- und Eichenwäldern). Es wird angestrebt, dass die Biodiversitätsbilanz zwischen rekultivierten Wäldern und Altwäldern nach 100 Jahren ausgeglichen ist.
- In der landwirtschaftlichen Rekultivierung wird die Entwicklung einer artenreichen Feldflur mit typisch ausgebildeten Lebensgemeinschaften angestrebt. Die Biodiversität ist im Vergleich zur umgebenden Agrarlandschaft auf Altstandorten deutlich und möglichst langfristig erhöht.
- Im Rahmen der Rekultivierung werden Fließ- und kleinere Stillgewässer mit natürlichen, vielfältigen Lebensgemeinschaften geschaffen, die zugleich auf Teilflächen dem Naturschutz Vorrang einräumen.
- Förderung der Biodiversität während der Planung, der Anlage und der Befüllung der Restseen.
- Es erfolgt eine Auswahl der sich in der Rekultivierung angesiedelten, prioritär schutzwürdigen Arten und Lebensräume.
- Die prioritär schutzwürdigen Arten und Lebensräume werden durch geeignete Maßnahmen erhalten und nach Möglichkeit gefördert.
- Die Biodiversität wird in der Rekultivierung vor allem durch Förderung der natürlichen Wiederansiedlung und von Zielarten verbessert.
- Es wird ein Netz von Gebieten entwickelt, in dem Naturvorgänge in ihrer natürlichen Dynamik ungestört (Wald, Gewässer) bzw. möglichst naturnah ablaufen (Feldflur und Sonderflächen) und regelmäßig beobachtet werden.