Aktuelles

Umsiedlung von zwei Wildpferden nach Holland

Da waren es nur noch sieben: Aufmerksame und regelmäßige Wanderer und Radelnde auf der Sophienhöhe können bemerkt haben, dass die Wildpferdeherde nicht mehr neun Tiere zählt. Wir haben zwei der Pferde zurück nach Holland umgesiedelt.

Am 6.11.2024 wurden zwei weibliche Jährlinge aus der Herde entnommen. Ziel der Umsiedlung war, Inzucht in der Herde der Konikpferde auf der Sophienhöhe zu vermeiden. Denn die beiden jungen Stuten – eine von ihnen ist Tochter des Leithengstes – werden demnächst geschlechtsreif.

Damit auch wirklich die richtigen Pferde umgesiedelt wurden, musste zuvor die Identität der Pferde mithilfe der bereits vorhandenen Chips überprüft werden. Das Veterinäramt kontrollierte, ob die Jährlinge „ausfuhrtauglich“ sind. Die jungen Pferde wurden in das niederländische Gebiet „Grensmaas Meers“ gebracht, wo sie sich bereits in bestehende Konikherden integriert haben und auf mehreren hundert Hektar ihr freies Leben weiterführen werden.

Auch wurden die restlichen Mitglieder der Herde aus nächster Nähe durch einen Tierarzt untersucht sowie die zwei auf der Goldenen Aue geborenen Fohlen gechippt. Zusätzlich wurden Haarproben für die Erstellung eines DNA-Profils entnommen, mithilfe dessen Verwandtschaftsverhältnisse zwischen den einzelnen Tieren festgestellt werden können. Alle Tiere sind gesund und zeigen keine besonderen Auffälligkeiten.

An der Aktion waren die niederländische Stiftung FREE Nature, der zuständige Tierarzt, das Veterinäramt und die Forschungsstelle Rekultivierung beteiligt. In einem abgestimmten Zusammenspiel sorgten sie dafür, dass die Herde schonend und stressfrei untersucht und zwei von ihnen verladen und nach Holland gebracht werden konnten. Die Herde war im Sommer durch zwei Geburten auf neun Pferde angewachsen. Jetzt ist sie wieder bei ihrer ursprünglichen Größe.

Juli 2024

Mittlerweile wurde das zweite Fohlen auf der Sophienhöhe geboren und zieht mit der Herde über die Goldene Aue. Insbesondere in der ersten Zeit beobachten wir die Entwicklung der Fohlen intensiv. Beide sind fit, werden von der jeweiligen Mutterstute gesäugt und erkunden neugierig ihre neue Heimat. Auch wenn die Fohlen sehr niedlich sind, bitten wir die Besucher in dieser besonderen Zeit den Tieren nicht zu nahe zu kommen.

Ganzjahresbeweidung in der Rekultivierung

Früher kamen in Europa viele Weidetierarten vor, unter anderem Rinder, wilde Pferde, Rehe, Edel- und Damhirsche, Elche, Wildesel und Wisente. Große Weidetiere werden als ökologische Schlüsselgattungen betrachtet, da durch eine naturnahe Beweidung eine strukturreiche Landschaft mit abwechslungsreicher Vegetation und dadurch eine hohen Artenvielfalt entsteht.

Machbarkeitsstudie

Zusammen mit der Stiftung FREE Nature, einer niederländischen Organisation mit großer Erfahrung von Beweidungsprojekten in Europa, wurde eine Machbarkeitsstudie für eine naturnahe Beweidung auf der Sophienhöhe durchgeführt.

Als Ergebnis der Machbarkeitsstudie lässt sich festhalten, dass die Goldene Aue auf der Sophienhöhe mit Blick auf die Realisierung eines ersten Pilotprojektes zur Etablierung einer Großbeweidung sehr gut geeignet ist.

Eine Beweidung der Goldenen Aue würde im Sinne der RWE-Biodiversitätsstrategie einen nachhaltigen Beitrag zur Steigerung der Biodiversität sowie zur Landschaftspflege leisten. Eine extensive ganzjährige Beweidung ist ein Versuch, die ursprüngliche Form der Beweidung wiederherzustellen. Die Weidetiere leben das ganze Jahr hindurch in der Natur (Ganzjahres-Beweidung), wobei ihre Anzahl an das Futterangebot in der kritischsten Jahreszeit (Winter) angepasst ist. Extensive Ganzjahres-Beweidung hat sich in den letzten Jahrzehnten von einem oft kritisch betrachteten Experiment zu einem anerkannten und kostenextensiven Verfahren des Naturschutzes entwickelt.

Pilotprojekt Beweidung Sophienhöhe 

Auf der Goldenen Aue der Sophienhöhe lebt seit Juni 2024 eine naturnahe Herde von Konikpferden. Die Beweidung ist ein gemeinsames Pilotprojekt der RWE Power AG, Forschungsstelle Rekultivierung, NEULAND HAMBACH GmbH sowie der niederländischen Stiftung FREE Nature.

Über Konikpferde

Koniks sind robuste, selbstständige Pferde, die von Natur aus in einer großen Herde leben. Die Pferderasse stammt ursprünglich aus Polen und wurde in den letzten Jahrzehnten in vielen europäischen Naturschutzgebieten angesiedelt.

Zu den charakteristischen Merkmalen dieser Rasse zählen eine Widerristhöhe von maximal 145 cm, ein helles bis dunkles mausgraues Fell, ein dunkler Rückenstreifen und zebraähnliche Streifen an den Beinen. Das Naturell, die Kommunikation untereinander und die hierarchische Stellung von Konikpferden innerhalb der Herde lassen sich bestens aus der Ferne beobachten.

Bio-Monitoring und Ausblick

Die Entwicklung der Fläche wird durch ein Bio-Monitoring untersucht.

In der Natur erfüllen Konikpferde eine wichtige ökologische Funktion. Sie tragen durch ihr (Weide-)Verhalten zu einer abwechslungsreichen Vegetationsstruktur bei und fördern somit die Entwicklung einer vielfältigen Flora und Fauna. Eine naturnahe Beweidung durch wild lebende Tiere unterstützt eine strukturreiche Vegetation und hält das Grasland weitgehend frei von Bäumen und Sträuchern. Damit erhöht sich in der Rekultivierung nicht nur die Standort-, sondern auch die Artenvielfalt.

Rahmenplan Hambach "Gesamtplan 2040"

Die Forschungsstelle Rekultivierung wird die Beweidung in Zusammenarbeit mit den Biologischen Stationen Düren und Bonn/Rhein-Erft sowie mit verschiedenen Fachgutachtern und Experten per Biomonitoring überwachen und die Ergebnisse auswerten. Begleitet wird das Projekt von den lokalen Umweltverbänden, BUND und LNU. Untersucht werden die Vegetation, Laufkäfer, Wildbienen, Falter, Avifauna und Amphibien. Die Kartierer haben blaue Westen und dürfen abseits der Wege die Flächen für die Kartierung betreten. Die Ergebnisse des Monitorings stellen wir hier vor.

Zukünftige Erweiterungsmöglichkeiten der Beweidungsfläche (Visualisierung der NEULAND HAMBACH GmbH)

Nach der Pilotphase soll die ganzjährige Beweidung auf weitere Bereiche der Rekultivierung Hambach ausgedehnt werden. Eine Erweiterung sieht zudem vor, auch andere Tierarten wie Hochlandrinder oder Wasserbüffel in die neuen Beweidungsflächen aufzunehmen. Hierfür sind bereits geeignete Flächen in den Erläuterungskarten des Braunkohlenplans Hambach sowie im Rahmenplan der NEULAND HAMBACH GmbH ausgewiesen, der die planerischen Ziele der sechs Kommunen rings um den Tagebau aufzeigt.

Lage des Pilotprojekts in der Goldenen Aue auf der Sophienhöhe.

Besuch auf der Sophienhöhe

Die Wildpferde befinden sich in der Goldenen Aue auf der Sophienhöhe. Das Gebiet ist nur zu Fuß oder per Fahrrad zu erreichen. Wir bieten auch regelmäßig Exkursionen auf die Sophienhöhe an. Eine Wanderkarte finden Sie hier.

Bitte beachten Sie die Verhaltenshinweise im Gebiet. Danke!

Das eingezäunte Gelände kann über Eingangstore betreten und durchwandert werden. Fahrradfahrer werden gebeten abzusteigen. Hunde müssen angeleint sein. Beachten Sie bitte die Verhaltensempfehlungen für Besucher und schützen Sie dadurch die Tiere, die Natur und auch sich selbst. Vielen Dank!

Mehr erfahren