Rekultivierung Frechen/Berrenrath mit den unterschiedlichen Teilbereichen.

Abgeschlossene Rekultivierung

Forstliche Rekultivierung: rund 1200 ha

Landwirtschaftliche Rekultivierung: 1900 ha

Historie

Die Rekultivierungsbereiche der Tagebaue Frechen und Berrenrath werden heute in der Regel zusammengefasst. Beide Gebiete befinden sich auf dem sogenannten Villerücken. Die tagebauliche Geschichte der Berrenrather Börde reicht bis ins 18. Jahrhundert, als dort aus ersten kleineren Gruben Braunkohle für den gewerblichen Nutzen gefördert wurde. Der Tagebau Berrenrath wurde 1914/15 von der Betriebsgesellschaft Roddergrube aufgeschlossen. Mitte der 1960er begann die Rekultivierung des Tagebaus Berrenrath und war bereits zehn Jahre später abgeschlossen. Der Tagebau Frechen ist zwischen der A4 im Norden und der B264 im Süden einzuordnen. Er ist der erste Großtagebau, der es ermöglichte, tief liegende Kohle in großen Abbaufeldern zu gewinnen. 1986 wurden hier die letzten Kohleförderungen durchgeführt. Seit 2004 ist die Rekultivierung in diesem Gebiet abgeschlossen. Zuvor wurde das Restloch mit Massen aus den Tagebauen Garzweiler und Bergheim verfüllt.

Teilbereiche

Die Berrenrather Börde gilt als vorangehendes Beispiel für eine erfolgreiche und konsequente Rekultivierungsplanung. Nach der Rekultivierung liegt die Börde, bis auf die Wilhelmshöhe als einzige größere Erhebung, im Durchschnitt ca. fünf Meter tiefer als das frühere Gelände und ist landschaftlich als Plateau zu bezeichnen. Gehölzstreifen untergliedern die zum großen Teil ackerbaulich genutzte Oberfläche, während die Außenhänge von einem Waldgürtel eingenommen werden. Die forstlichen Rekultivierungsflächen übernehmen die wichtige Aufgabe, das überwiegend forstlich rekultivierte Südrevier durch Grünzüge mit dem landwirtschaftlichen Vorranggebiet im Norden zu vernetzen. Zusätzlich durchziehen zahlreiche Hecken, bestehend aus bis zu 30 verschiedenen Baum- und Straucharten, die landwirtschaftlichen Nutzflächen. Neben der optischen Auflockerung des Landschaftsbildes und der positiven Wirkungen auf das Kleinklima dienen die Hecken zahlreichen Tierarten als Lebensraum und Verbreitungskorridor.

Grünbereich mit den Vorteichen um den Boisdorfer See.

Im Rekultivierungsgebiet Frechen findet sich eingebettet in eine bördetypische Ackerflur ein großer Grünbereich mit dem Boisdorfer See. In diesem Grünbereich wurde ein Hochwasserrückhalteraum für die Erft gestaltet, der aus vielfältigen Landschaftselementen wie Wiesen, Wäldern, Teichen und Tümpeln sowie Sukzessionsflächen auf unterschiedlichen Bodensubstraten besteht. Durch die vielfältigen Landschaftselemente werden hier Biodiversität und Artenreichtum stark begünstigt. Besonders der Boisdorfer See mit dem angrenzenden Fürstenberggraben bieten insbesondere für Vögel und Libellen einen wertvollen Lebensraum. Der Boisdorfer See gilt als Rastgebiet mit landesweiter Bedeutung und ist somit ein wichtiger Trittstein für Wintergäste und Vögel auf dem Durchzug. Daran anschließend verläuft auf ca. 4 km der Fürstenberggraben, der eine Verbindung zwischen den beiden Feuchtgebieten Fürstenbergmaar und dem Boisdorfer See herstellt. Das Fürstenbergmaar wurde 1982 wiederhergestellt. Östlich des Sees finden sich bereits in den 1950er Jahren rekultivierte Pappelforste. Sowohl der Boisdorfer See als auch der Fürstenberggraben und das Fürstenbergmaar sind heute als Naturschutzgebiet ausgewiesen. Im nördlicheren Teil der Rekultivierung Frechen finden sich darüber hinaus rekultivierte Wälder, die sich durch eine ausgeprägte Staunässe auszeichnen und als „Grüne Lunge“ bezeichnet werden sowie die Habbelrather Mulde, ein Feuchtgebiet, dass der natürlichen Sukzession überlassen wurde. Auf den tonigen Flächen dort kommen auch interessante Orchideen vor.

Fürstenberggraben in der Rekultivierung Frechen.

Aus kulturlandschaftlichen Aspekten sind der sogenannte Papsthügel und das Marienfeld von Interesse. Im Jahr 2005 fand auf dem Marienfeld, eine Ackerfläche zwischen Fürstenberggraben, Fürstenbergmaar, Kerpen und Boisdorfer See, die Abschlussmesse des Weltjugendtages statt, zu der sich 1,2 Mio. Gläubige versammelten. Der Papsthügel als zehn Meter hohe Aufschüttung mit Kreuz und Kapelle soll an dieses Ereignis erinnern. Das bei dieser Messe gesegnete zehn Meter hohe Holzkreuz soll an die Geschichte des Geländes als Marienwallfahrtsort erinnern. Seit dem Weltjugendtag 2005 wird das Marienfeld mit dem Papsthügel als Pilgerstätte auf dem Jakobsweg genutzt.

Ökologische Besonderheiten

In der Rekultivierung Frechen/Berrenrath wurden inzwischen über 380 Pflanzen- und Pilzarten und über 420 Tierarten erfasst, wobei einige Tiergruppen noch gar nicht systematisch untersucht werden konnten. Viele dieser Arten sind gefährdet und auf der Roten Liste verzeichnet.

Einige seltene und gefährdete Tier- und Pflanzenarten:

Vögel: Haubentaucher, Zwergtaucher, Feldlerche, Rebhuhn, Wachtel, Neuntöter, Schwarzkehlchen, Spießente, Rohrweihe, Flussregenpfeifer, Grauspecht, Rohrammer, Teichrohrsänger 

Säugetiere: Feldhase, Wildkaninchen

Amphibien: Kreuzkröte, Wechselkröte, Springfrosch

Reptilien: Zauneidechse

Wildbienen: Grabwespe Crossocerus wesmaeli, Dünen-Seidenbiene, Blutweiderich-Sägehornbiene

Heuschrecken: Blauflügelige Ödlandschrecke

Schmetterlinge: Gelbwürfeliger Dickkopffalter, Schwalbenschwanz

Libellen: Späte Adonislibelle, Kleine Zangenlibelle, Keilfleck-Mosaikjungfer, Kleine Pechlibelle, Kleine Mosaikjungfer, Gebänderte Heidelibelle, Blauflügel-Prachtlibelle, Große Moosjungfer 

Orchideen: 11 verschiedene heimische Arten, darunter Übersehenes Knabenkraut, Bienen-Ragwurz

Weitere Arten finden Sie in unseren Artenlisten.

Späte Adonislibelle (© Foto: W. Wünsch)
Schwarzkehlchen (© Foto: N. Wolf)
Wechselkröte (© Foto: N. Wolf)
Rebhuhn (© Foto: F. Kirstein)
Bienen-Ragwurz (© Foto: H.J. Bolzek)
Zauneidechse (© Foto: A. Schumacher)
Dünen-Seidenbiene (© Foto: O. Diestelhorst)
Feldhase (© Foto: F. Kirstein)

Weitere Rekultivierungsbereiche

Ville/Südrevier

Bergheim