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„Die Rekultivierung ist unser wichtigstes und größtes Zukunftsprojekt“, so eröffnete RWE Power-Vorstandsvorsitzender Dr. Frank Weigand das sogenannte Jahresgespräch der Forschungsstelle Rekultivierung von RWE Power auf Schloss Paffendorf in Bergheim. Das Ende des Bergbaus rückt näher und das Rheinische Revier wird sich perspektivisch zum Rheinischen Seenland wandeln. Vor rund 150 Gästen, darunter NRW-Umweltminister Oliver Krischer, erläuterte Gregor Eßer, Leiter der Forschungsstelle Rekultivierung, welche Chancen eine hochwertige Rekultivierung im Umfeld der neuen Seen für Mensch und Natur im Strukturwandel des Rheinischen Reviers bietet. Denn es entstehe eine Landschaft, die sich nicht selbst genüge, sondern vielfältigen Nutzen für heutige und künftige Generationen hinterlasse: hochwertige und artenreiche Landschaften, die einen Mehrwert für den Naturschutz, aber auch für die Land- und Forstwirtschaft, den Tourismus und durch den Ausbau Erneuerbarer Energien schaffen.
Im Mittelpunkt aller Planungen steht der Artenreichtum, die Biodiversität. „Standortvielfalt schafft Artenvielfalt!“, wird Eßer nicht müde zu betonen. Ein Mix aus Wald, Offenland, also Wiesen und Ackerflächen, und Gewässern ist dafür maßgeblich, seit neuestem unterstützt durch die beliebten Wildpferde. Im Wald der Sophienhöhe fühlen sich dank einfacher, aber wirkungsvoller Maßnahmen Specht, Haselmaus und Zauneidechse wohl und auch die Wildkatze hat hier ihren Lebensraum gefunden. Bunt-, Klein- und Grünspecht nutzen die eingebrachten Totholzstämme für ihre Bruthöhlen, Insekten und Zauneidechsen finden Lebensraum im liegenden Totholz und die Haselmaus profitiert von naturnahen Waldrändern.
„Goldene Aue“ als Freilandlabor für Artenvielfalt
Wiesen und Offenlandschaften entwickeln sich zu Freilandlaboren mit hoher Artenvielfalt. Im Rahmen eines Biomonitorings wird beispielsweise die Goldene Aue, auf der die Konik-Herde weidet, ökologisch erfasst und bewertet. Wie entwickeln sich Wildbienen und Schwebfliegen? Welche Falterarten werden angelockt? Wie profitiert die Vegetation von der naturnahen Beweidung durch die Wildpferde? Diesen und anderen Fragen geht die Forschungsstelle in Zusammenarbeit mit externen Wissenschaftlern nach. „Die Goldene Aue weist bereits eine überregional bedeutende Artenvielfalt auf. Seit 2024 erfassen Biologen, welche Effekte die Wildpferde zusätzlich initiieren. Über ihren Dung, ihr Fell und ihre Lebensweise werden vor allem Insekten angezogen, die wiederum als Nahrungsquelle für andere Arten dienen. Hieraus ergeben sich dann neue Lebensgemeinschaften und noch mehr Artenvielfalt“, so Eßer.
Auch außerhalb der Goldenen Aue sind Offenlandschaften wertvolle Öko-Flächen auf denen sich Vögel wie die Grauammer oder der Feldhase etwa am Tagebau Garzweiler überdurchschnittlich entwickeln, Orchideen zieren die Magerwiesen im Revier. Der Biologe Dr. Rüdiger Scherwaß erläuterte in einem Vortrag, welche Maßnahmen auf den Waldwiesen der Sophienhöhe zu messbaren Erfolgen führen. Durch partielle Einsaaten mit krautigen Arten wird die Entwicklung hin zu artenreichen Mähwiesen gefördert. Außerdem wird die Mahd abtransportiert, um ein Überangebot von Nährstoffen (Eutrophierung) auf den Wiesen entgegenzuwirken. Auf diese Weise bleiben die Wiesen in der Rekultivierung langfristig arten- und blühreich und ziehen Insekten und Vögel an.
Gewässer sind der dritte Baustein für eine artenreiche Landschaft. Oft reichen schon kleine Tümpel im Verbund mit Steinhaufen, damit Springfrösche die Sophienhöhe erobern oder sich die seltene Gelbbauchunke entlang der Windenergieanlagen auf den rekultivieren Flächen am Tagebau Garzweiler ansiedelt. Schaubilder klären dazu am Windpark Königshovener Höhe auch Spaziergänger auf.
Rekultivierung: 3.400 Tier- und über 1.500 Pflanzen- und Pilzarten
Dies sind Beispiele dafür, wie durch intelligente Planung und einfach erscheinende Maßnahmen der Artenreichtum in der Rekultivierung gefördert wurde. Dr. Josef Tumbrinck, Abteilungsleiter Naturschutz im NRW-Umweltministerium, erläuterte in einem weiteren Vortrag die Biodiversitätsstrategie des Landes.
Die Bilanz der Biodiversitätsmaßnahmen der Forschungsstelle Rekultivierung der RWE Power: 3.400 Tier- und über 1.500 Pflanzen- und Pilzarten sind in der Rekultivierung zu finden, darunter mehr als 400 gefährdete Tierarten („Rote Liste“). „An diesem Erfolg sind viele Menschen beteiligt, bei RWE, aber auch externe Wissenschaftler, Fachbehörden und Naturschutzverbände“, sagte RWE-Power-CEO Weigand.